Als Schlusspunkt der zahlreichen Artikel und Beiträge, mittels derer die Zeitungen in den letzten Tagen des 75-jährigen Kriegsende-Jubiläums gedachten, zitiere ich heute zum überwiegenden Teil des Artikels die Staats- und Regierungschefs, die am 8. und 9. Mai 1945 die Bevölkerung in Großbritannien, Frankreich, der Sowjetunion und den USA in Ansprachen vom Sieg über Nazi-Deutschland informierten.
Sie verkündeten im Anschluss an die Kapitulation der Wehrmacht in freudvollen und teils überschwänglichen Worten das Ende des Krieges am europäischen Schauplatz und den Sieg über den Nationalsozialismus. Sie zeugen vom teils chaotischen Zustand an den Fronten der letzten Kriegstage, vom zutiefst empfundenen Bewusstsein der großen Opfer, die zur Niederringung des Dritten Reichs erbracht werden mussten und von der großen Freude über die Befreiung der besetzten und durch die NS-Aggression zerstörten Länder.
In den folgenden Absätzen zitiere ich auszugsweise aus den ins Deutsche übersetzten Ansprachen von Winston Churchill, Charles de Gaulle, Josef Stalin und Harry S. Truman.1 Der Vollständigkeit halber befindet sich auch die Ansprache von Karl Dönitz, dem Nachfolger Adolf Hitlers, im Anhang. Ich habe sie dort eingefügt, weil sie als die Rede des Kriegsverlierers nicht zu den freudigen Kundmachungen der Sieger passt.
Die Bilder des heutigen Beitrags zeigen die verwitterten Reste einer dieser Ansprachen an der Mauer eines Innenhofs eines niederösterreichischen Schlosses.
Winston Churchill
Rundfunkansprache vom 8. Mai 1945
(deutsche Übersetzung):
„[…] Die Feindseligkeiten werden heute Abend, Dienstag, den 8. Mai, um eine Minute nach Mitternacht offiziell beendet. Aber im Interesse der Rettung von Leben wurde gestern der Waffenstillstand an allen Fronten ausgerufen, und heute sollen auch unsere lieben Kanalinseln befreit werden.
Die Deutschen leisten noch immer an bestimmten Orten Widerstand gegen die russischen Truppen, aber sollten sie dies nach Mitternacht weiterhin tun, werden sie sich damit des Schutzes der Kriegsgesetze entziehen und von allen Seiten von den alliierten Truppen angegriffen werden. Es ist nicht verwunderlich, dass an so langen Fronten und in der bestehenden Unordnung des Feindes den Befehlen des deutschen Oberkommandos nicht in jedem Fall sofort Folge geleistet werden konnte. Dies ist unseres Erachtens mit dem besten militärischen Rat, der uns zur Verfügung steht, kein Grund, der Nation die uns von General Eisenhower mitgeteilte Tatsache der bereits in Reims unterzeichneten bedingungslosen Kapitulation vorzuenthalten, und sollte uns auch nicht davon abhalten, heute und morgen, am Mittwoch, den Tag des Sieges in Europa zu feiern.
Heute werden wir vielleicht vor allem an uns selbst denken; morgen werden wir den heldenhaften russischen Genossen, die durch ihre Tapferkeit auf dem Feld einen der großen Beiträge zum allgemeinen Sieg geleistet haben, eine besondere Ehre erweisen.
Der deutsche Krieg ist damit zu Ende. Nach Jahren intensiver Vorbereitungen stürzte sich Deutschland Anfang September 1939 auf Polen, und in Befolgung unserer Garantie für Polen und gemeinsam mit der Französischen Republik erklärten Großbritannien, das Britische Empire und der Commonwealth of Nations dieser schändlichen Aggression den Krieg.
Nachdem das tapfere Frankreich niedergeschlagen worden war, führten wir von dieser Insel, dem Vereinigten Königreich aus, den Kampf ein ganzes Jahr lang allein weiter, bis sich uns die militärische Macht Sowjetrusslands und später die überwältigende Macht und die Ressourcen der Vereinigten Staaten von Amerika anschlossen.
Schließlich wurde fast die ganze Welt gegen die Übeltäter vereint, die sich nun vor uns niederwerfen. Unsere Dankbarkeit gegenüber all unseren großartigen Verbündeten geht von ganzem Herzen von dieser Insel und dem gesamten Britischen Empire aus.
Wir mögen uns eine kurze Zeit des Jubels gönnen, aber vergessen wir nicht für einen Augenblick die Mühen und Anstrengungen, die vor uns liegen. Japan, mit all seinem Verrat und seiner Gier, bleibt unbeugsam. Die Verletzungen, die Japan Großbritannien, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern zugefügt hat, und seine abscheulichen Grausamkeiten verlangen nach Gerechtigkeit und Vergeltung. Wir müssen nun all unsere Kräfte und Ressourcen für die Erfüllung unserer Aufgabe im In- und Ausland einsetzen.
Vorwärts, Britannia! Lang lebe die Sache der Freiheit! Gott schütze den König!“
Charles de Gaulle
Radioansprache am 8. Mai 1945
(deutsche Übersetzung):
„Der Krieg ist gewonnen! Der Sieg ist da! Dies ist der Sieg der Vereinten Nationen und dies ist der Sieg Frankreichs!
Der deutsche Feind hat sich soeben den alliierten Armeen im Westen und im Osten ergeben. Das französische Kommando war anwesend und an dem Akt der Kapitulation beteiligt. In dem Zustand der Desorganisation, in dem sich die deutschen Behörden und die militärische Führung befinden, ist es möglich, dass bestimmte feindliche Gruppen ihren ausweglosen Widerstand auf eigene Rechnung verlängern wollen. Aber Deutschland ist am Boden und hat seinen Untergang besiegelt!
Während der Glanz des Ruhmes wieder auf unsere Fahnen strahlt, trägt das Vaterland seine Gedanken und seine Liebe zuerst zu denen, die dafür gestorben sind, und dann zu denen, die so viel für seinen Dienst gekämpft und gelitten haben! Nicht eine Anstrengung ihrer Soldaten, Matrosen, Flieger, nicht ein Akt des Mutes oder der Selbstaufopferung ihrer Söhne und Töchter, nicht ein Leiden ihrer gefangenen Männer und Frauen, nicht eine Klage, nicht ein Opfer, nicht eine Träne wird verloren sein!
In Freude und Nationalstolz sendet das französische Volk seine brüderlichen Grüße an seine tapferen Verbündeten, ihre heldenhaften Armeen und die Führer, die sie befehligen, die eine harte und lange Zeit schwere Sorgen trugen, an all jene Männer und Frauen, die, wie sie, für die gleiche Sache wie sie in der ganzen Welt gekämpft, gelitten und gearbeitet haben, damit am Ende Gerechtigkeit und Freiheit siegen.
Ehre! Ehre für immer, unseren Armeen und ihren Führern! Ehre für unser Volk, das durch die schrecklichen Prüfungen weder geschwächt noch entmutigt werden konnte! Ehre für die Vereinten Nationen, die ihr Blut mit unserem Blut vermischt haben, ihre Sorgen mit unseren Sorgen, ihre Hoffnung mit unserer Hoffnung, und die heute mit uns triumphieren.
Ah, lang lebe Frankreich!“
Josef Stalin
„Ansprache an das sowjetische Volk am 9. Mai 1945“
(deutsche Übersetzung):
„Genossen! Mitbürger und Mitbürgerinnen!
Der große Tag des Sieges über Deutschland ist gekommen. Von der Roten Armee und den Truppen unserer Verbündeten auf die Knie gezwungen, hat sich das faschistische Deutschland für besiegt erklärt und bedingungslos kapituliert.
Am 7. Mai wurde in Reims ein vorläufiges Kapitulationsprotokoll unterzeichnet. Am 8. Mai haben in Berlin Vertreter des deutschen Oberkommandos im Beisein von Vertretern des Obersten Kommandos der verbündeten Truppen und des Obersten Kommandos der Sowjettruppen die endgültige Kapitulationsurkunde unterzeichnet, mit deren Verwirklichung am 8. Mai um 24 Uhr begonnen wurde.
Da wir die Wolfsnatur der deutschen Machthaber kennen, die Verträge und Abkommen als einen bloßen Fetzen Papier betrachten, haben wir keinen Grund, ihnen aufs Wort zu glauben. Seit heute morgen jedoch haben deutsche Truppen in Verwirklichung der Kapitulationsurkunde begonnen, in Massen die Waffen zu strecken und sich unseren Truppen gefangen zu geben. Das ist schon kein bloßer Papierfetzen mehr. Das ist die tatsächliche Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Allerdings sucht im Raume der Tschechoslowakei eine deutsche Heeresgruppe immer noch, sich der Kapitulation zu entziehen. Aber ich hoffe, dass es der Roten Armee gelingen wird, sie zur Besinnung zu bringen.
Jetzt haben wir vollen Grund zu erklären, dass der historische Tag der endgültigen Niederwerfung Deutschlands, der Tag des großen Sieges unseres Volkes über den deutschen Imperialismus gekommen ist.
Die großen Opfer, die wir für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Heimatlandes gebracht haben, die unermesslichen Entbehrungen und Leiden, die unser Volk während des Krieges zu erdulden hatte, die auf dem Altar des Vaterlandes dargebrachte angespannte Arbeit im Hinterland und an der Front sind nicht vergeblich gewesen, sondern durch den vollen Sieg über den Feind gekrönt worden. Der jahrhundertelange Kampf der slawischen Völker um ihre Existenz und Unabhängigkeit hat mit dem Sieg über die deutschen Okkupanten und die deutsche Tyrannei geendet.
Von nun an wird das große Banner der Völkerfreiheit und des Völkerfriedens über Europa wehen.
Vor drei Jahren verkündete Hitler vor aller Welt, dass die Zerstückelung der Sowjetunion, die Losreißung des Kaukasus, der Ukraine, Bjelorußlands, der baltischen Länder und anderer Sowjetgebiete zu seiner Aufgabe gehört. Er erklärte unumwunden: ‚Wir werden Russland vernichten, dass es sich niemals mehr erheben kann.‘ Das war vor drei Jahren. Die wahnwitzigen Ideen Hitlers sollten jedoch nicht in Erfüllung gehen – im Verlaufe des Krieges sind sie wie Spreu im Winde verweht. Was in Wirklichkeit herauskam, ist das gerade Gegenteil dessen, wovon die Hitlerleute faselten. Deutschland ist aufs Haupt geschlagen. Die deutschen Truppen kapitulieren. Die Sowjetunion feiert den Sieg, wenn sie sich auch nicht anschickt, Deutschland zu zerstückeln oder zu vernichten.
Genossen! Der Große Vaterländische Krieg hat mit unserem vollen Sieg geendet. Die Periode des Krieges in Europa ist zu Ende. Die Periode der friedlichen Entwicklung hat begonnen.
Ich beglückwünsche euch zum Siege, meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen!
Ruhm und Ehre unserer heldenhaften Roten Armee, die die Unabhängigkeit unserer Heimat behauptete und den Sieg über den Feind errungen hat!
Ruhm und Ehre unserem großen Volke, dem Siegervolk!
Ewiger Ruhm den in den Kämpfen gegen den Feind gefallenen Helden, die ihr Leben hingaben für die Freiheit und das Glück unseres Volkes!“2
Harry S. Truman
Ansprache am 8. Mai 1945
(deutsche Übersetzung):
„Dies ist eine feierliche, aber auch glorreiche Stunde. Ich wünschte nur, Franklin D. Roosevelt hätte diesen Tag noch erleben können. General Eisenhower teilt mir mit, dass die deutschen Streitkräfte vor den Vereinten Nationen kapituliert haben. Die Flaggen der Freiheit wehen über ganz Europa.
[…]
Unser Jubel ist ernüchtert und gedämpft durch das höchste Bewusstsein des schrecklichen Preises, den wir bezahlt haben, um die Welt von Hitler und seiner bösen Horde zu befreien. Lassen Sie uns, meine amerikanischen Mitbürger, nicht die Trauer und das Leid vergessen, die heute in den Häusern so vieler unserer Nachbarn herrschen – Nachbarn, deren unschätzbarster Besitz als Opfer gebracht wurde, um unsere Freiheit zu erkaufen.
[…]
Wir müssen arbeiten, um den Krieg zu beenden. Unser Sieg ist nur halb gewonnen. Der Westen ist frei, aber der Osten ist immer noch der verräterischen Tyrannei der Japaner ausgeliefert. Wenn die letzte japanische Division bedingungslos kapituliert hat, dann ist unsere kämpferische Arbeit erst getan.
[…]
Ich rufe jeden Amerikaner auf, auf seinem Posten zu bleiben, bis die letzte Schlacht gewonnen ist. Bis zu diesem Tag darf niemand seinen Posten verlassen oder in seinen Bemühungen nachlassen. Und nun möchte ich Ihnen meine offizielle Proklamation dieses Ereignisses verlesen:
Eine Proklamation – Die alliierten Armeen haben Deutschland durch Opfer und Hingabe und mit Gottes Hilfe eine endgültige und bedingungslose Kapitulation abgerungen. Die westliche Welt ist von den bösen Mächten befreit worden, die fünf Jahre und länger die Leiber von Millionen und Abermillionen frei geborener Männer gefangen gehalten und ihr Leben zerstört haben. Sie haben ihre Kirchen geschändet, ihre Häuser zerstört, ihre Kinder verdorben und ihre Lieben ermordet. Unsere Befreiungsarmeen haben diesen leidenden Völkern, deren Geist und Wille die Unterdrücker niemals versklaven konnten, die Freiheit zurückgegeben.
Es bleibt noch viel zu tun. Der im Westen errungene Sieg muss jetzt im Osten errungen werden. Die ganze Welt muss von dem Übel gereinigt werden, von dem die Hälfte der Welt befreit wurde. Vereint haben die friedliebenden Nationen im Westen bewiesen, dass ihre Waffen bei weitem stärker sind als die Macht der Diktatoren oder die Tyrannei der Militärcliquen, die uns einst weich und schwach nannten. Die Kraft unserer Völker, sich gegen alle Feinde zu verteidigen, wird sich im Pazifikkrieg beweisen, wie es auch in Europa bewiesen wurde.
Für den Triumph des Geistes und der Waffen, den wir errungen haben, und für sein Versprechen an die Völker allerorts, die sich uns in der Liebe zur Freiheit anschließen, ist es angebracht, dass wir als Nation dem allmächtigen Gott danken, der uns gestärkt und den Sieg geschenkt hat.
Deshalb ernenne ich, Harry S. Truman, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hiermit den Sonntag, den 13. Mai 1945, zu einem Tag des Gebets.
Ich appelliere an das Volk der Vereinigten Staaten, unabhängig von seinem Glauben, sich zusammenzuschließen und Gott freudig für den Sieg zu danken, den wir errungen haben, und zu beten, dass er uns bis zum Ende unseres gegenwärtigen Kampfes unterstützt und uns auf die Wege des Friedens führt.
Ich rufe auch meine Landsleute auf, diesen Gebetstag dem Gedenken an diejenigen zu widmen, die ihr Leben gegeben haben, um unseren Sieg zu ermöglichen.
[…]“
Worte an der Mauer eines Innenhofs
Schon wie bei meinem Beitrag über den Appell des Zentralkomitees der Kommunistischen Allunionspartei vom 29. April 1945 empfinde ich bei Funden solcher Inschriften besondere Freude – einerseits aus dem Erfolg heraus, kaum noch sichtbaren Schriftzeichen ihre ursprüngliche Bedeutung zurückgegeben zu haben und andererseits aus dem Gefühl heraus, ein für die ganze Menschheit wichtiges Zeitzeugnis gerade noch vor seiner endgültigen Verwitterung dokumentiert und wenigstens auf diese Weise für die Nachwelt erhalten zu haben.
Gemäß der Auskunft des Bundesdenkmalamts gibt es keine gesetzliche Handhabe, diese Beschriftungen unter Schutz zu stellen, weshalb sie wohl bald verschwunden sein werden.
Das erste Bild oben zeigt den aktuellen Zustand der Mauer mit den Einschusslöchern, die von der Kriegsendephase auf österreichischem Boden künden. Nur mit Mühe sind in der Mitte des Bildes zwei Zeilen zu erkennen.
Das zweite Bild zeigt schon etwas mehr und offenbart kyrillische Buchstaben.
Doch erst dank des dritten Bildes war es möglich, die Bedeutung der Worte endgültig zu entschlüsseln: Es handelt sich dabei um eine Zeile aus der Ansprache Josef Stalins an das sowjetische Volk vom 9. Mai 1945, deren deutsche Übersetzung ich oben wiedergegeben habe.
Der im Bild zu erkennende Satz lautet, angeglichen an die Zeilenumbrüche auf der Mauer:
„Отныне над Европой будет
развиваться
великое знамя свободы народов
мира между народами. /Ст(алин)“
In der deutschen Übersetzung bedeutet er:
Von nun an wird das große Banner der Völkerfreiheit und des Völkerfriedens über Europa wehen. /St(alin)
Wie schon im Beitrag zum Appell des Zentralkomitees vermutet, dürfte es sich bei diesem Schloss um eine sowjetische Kommandantur gehandelt haben, wo verschiedene Parolen und Auszüge aus Ansprachen sowie Verlautbarungen in großen Lettern an die Innenhoffassade gepinselt wurden, um die Erinnerung an das Kriegsende und die damit verknüpfte große Freude zu bewahren. In weiterer Folge sollten diese Worte vermutlich auch der Aufrechterhaltung des sowjetischen Nationalstolzes der hier stationierten Soldaten dienen. Schließlich war es die Sowjetunion, die im Kampf gegen den Nationalsozialismus den höchsten Blutzoll zu entrichten hatte.
Für die Hilfe bei der Entzifferung und Übersetzung der kyrillischen Schriftzeichen danke ich Frau Mag. Natalia Lagureva vom Befreiungsmuseum Wien.
Die deutschen Übersetzungen der Ansprachen wurden mittels des Google-Translators, des DeepL-Translators und eigener Übersetzung angefertigt.
Anhang
Rundfunkansprache von Karl Dönitz am 8. Mai zur bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches:
„Deutsche Männer und Frauen!
In meiner Ansprache am 1.Mai, in der ich dem deutschen Volk den Tod des Führers und meine Bestimmung zu seinem Nachfolger mitteilte, habe ich es als meine erste Aufgabe bezeichnet, das Leben deutscher Menschen zu retten. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich in der Nacht vom 6. zum 7. Mai dem Oberkommando der Wehrmacht den Auftrag gegeben, die bedingungslose Kapitulation für alle kämpfenden Truppen auf allen Kriegsschauplätzen zu erklären. Am 8. Mai 23 Uhr schweigen die Waffen.
Die in unzähligen Schlachten bewährten Soldaten der deutschen Wehrmacht treten den bitteren Weg in die Gefangenschaft an […]
Ich habe dem deutschen Volk zugesagt, in der kommenden Notzeit bestrebt zu sein, unseren tapferen Frauen, Männern und Kindern, so weit dies in meiner Macht steht, erträgliche Lebensbedingungen zu schaffen. Ob ich dazu beitragen kann, euch in dieser harten Zeit zu helfen, weiß ich nicht.
Wir müssen den Tatsachen klar ins Gesicht sehen. Die Grundlagen, auf denen das Deutsche Reich sich aufbaute, sind zerborsten. Die Einheit von Staat und Partei besteht nicht mehr. Die Partei ist vom Schauplatz ihrer Wirksamkeit abgetreten. Mit der Besetzung Deutschlands liegt die Macht bei den Besatzungsmächten. Es liegt in ihrer Hand, ob ich und die von mir bestellte Reichsregierung tätig sein kann oder nicht. […]
Wir haben alle einen schweren Weg vor uns. Wir müssen ihn in der Würde, der Tapferkeit und der Disziplin gehen, die das Andenken unserer Gefallenen von uns fordert. Wir müssen ihn mit dem Willen zur Anspornung aller unserer Arbeits‐ und Leistungskraft gehen, ohne die wir uns keine Lebensgrundlage schaffen können. Wir wollen ihn in der Einigkeit und Gerechtigkeit gehen, ohne die wir die Not der kommenden Zeit nicht überwinden können. Wir dürfen ihn in der Hoffnung gehen, dass unsere Kinder einmal in einem befriedeten Europa ein gesichertes Dasein haben werden.
Ich will auf diesem dornenreichen Weg nicht hinter Euch zurückbleiben. Gebietet mir die Pflicht, in meinem Amt zu bleiben, dann werde ich versuchen euch zu helfen, so weit ich irgend kann. Gebietet mir die Pflicht zu gehen, so soll auch dieser Schritt ein Dienst an Volk und Reich sein.“
Quelle:
Sender Flensburg: Rundfunkansprache von Großadmiral Dönitz zur Kapitulation des Deutschen Reiches, online unter: Demokratiezentrum Wien, http://www.demokratiezentrum.org/fileadmin/media/img/Gedenktage/GO_4.1_Doenitz_Flensburg.pdf (10. Mai 2020)
Korrekturen am Text anhand der Rede durchgeführt, online unter:
https://www.radiobremen.de/nordwestradio/audio146966-popup.html (10. Mai 2020)
Möchtest Du Dich erkenntlich zeigen? Hier hast Du die Möglichkeit dazu.
Fußnoten:
1 Den vollständigen Wortlaut aller fünf Reden finden Sie inklusive der dazugehörigen Quellenangaben und deutschen Übersetzungen unter https://www.worteimdunkel.at/?page_id=490#reden.
2 Quelle der deutschen Übersetzung:
J.W. Stalin, Ansprache an das sowjetische Volk am 9. Mai 1945, online unter: zeitgeschichte|online, https://zeitgeschichte-online.de/sites/default/files/media/stalin45.pdf (8. Mai 2020)
Interne Links:
Mehr zu den Jahren von 1939 bis Kriegsende:
https://www.worteimdunkel.at/?page_id=1343
Mehr zu den Jahren der Besatzungszeit bis 1955:
https://www.worteimdunkel.at/?page_id=459